Bibliografie der selbständigen und periodischen Publikationen der vorrevolutionären Kinematographie

Aleksandr Derjabin1

Die vorrevolutionäre filmographische Literatur ist, ungeachtet ihrer kurzen Existenzzeit, überaus reichhaltig und vielfältig. Neben der verhältnismäßig hohen Anzahl von Publikationen erschien eine große Anzahl von Kleinstausgaben in Form von Libretti zu Filmen, Programmen von Kinovorstellungen und verschiedenste Kataloge und Preislisten von Kinoproduktionsfirmen, Filmverleihkontoren u.s.w. Zur gedruckten Kinoliteratur könnte man auch alle bildhaften Illustrationen rechnen, beispielsweise Plakate, Aushänge, Fotoreklamen, Flugblätter, Annoncen der Filmtheater u.s.w. Als Einzelausgaben in der Form von Broschüren erschienen außerdem verschiedene offizielle Materialien und Dokumente: Reglements und Berichte der Kinoorganisationen, Befehle, Instruktionen, Anordnungen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten, der Gouverneure, der Kanzleien der Städteverwaltungen u.s.w. Zur Kinoliteratur müsste man außerdem die recht vielzähligen Abdrucke von Artikeln, Vorträgen, Berichte aus Zeitschriften, Sammelbänden, Patenten auf Kinoerfindungen rechnen, die in äußerst beschränkter Auflage erschienen. Schließlich müsste man zur Kinoliteratur das uferlose Meer von Artikeln, Rezensionen, Bemerkungen u.s.w. hinzunehmen, die in überaus verschiedenen periodischen Ausgaben erschienen, darunter in der allgemeinen Tagespresse, die sich gewöhnlich ausgiebig zu allen Ereignissen in der Kinowelt äußerte.

Eine vollständige bibliographische Beschreibung der oben genannten Literatur zum Kino zu geben, ist eine offensichtlich undurchführbare Aufgabe, zumindest für die vorliegende Ausgabe. Vor allen Dingen ist der größte Teil dieser Literatur für den Bibliographen unzugänglich: der überwiegende Teil der Kleinstausgaben ist nicht erhalten, und dasjenige, was die Lenin-Allunionsbibliothek und andere großen Bibliotheken besitzen, ist immer noch nicht bearbeitet und für die Nutzung vorbereitet. Zweitens muss man sogleich festhalten, dass man eine vollständige Beschreibung aller Literatur wohl kaum jemals wird durchführen können: einige Materialien, beispielsweise die Libretti und Filmprospekte, deren Anzahl 2-3 Tausende ausmachen sollte, haben sich nicht erhalten können, weil dafür keinerlei Maßregeln getroffen wurden. Die Versuche einiger Einrichtungen (wie des Kinomuseums, der GACHN2, des VGIK3, des Leningrader Instituts für Kunstgeschichte u.a.) solche Materialien wiederherzustellen und zu sammeln, erbrachten keine hinlänglich befriedigenden Ergebnisse, weil sie mit großer Verspätung in Angriff genommen wurden (ab ca.1926-1927), als der überwiegende Teil der Materialien bereits verloren war.

Dennoch gelang es nur dank der Energie dieser Kinoeinrichtungen und dank des Enthusiasmus der Kinoliebhaber, Zeugnisse der vorrevolutionären Kinoliteratur zu sammeln, die faktisch die einzige vollwertige Quelle zum Studium der vorrevolutionären Kinematographie sind. Deshalb wurden für die vorliegende Publikation besonders wertvolle Einzelpublikationen (Bücher und Broschüren) und alle periodischen Ausgaben zum Kino, die sich in den öffentlichen und privaten Sammlungen erhalten haben, zusammengestellt. Eine bibliografische Beschreibung der Artikel in den Kinoperiodika und in der allgemeinen Presse zu geben, erschien hingegen unmöglich, weil eine vollständige Beschreibung (die kraft- und zeitraubend ist) nicht weniger als 100-150 Druckbögen erfordern würde und man eine auswählende Beschreibung (die man erst nach einer vollständigen Beschreibung extrahieren kann) für die vorliegende Ausgabe wohl kaum sinnvoll hätte umsetzen können.

Der Editor hielt es für zweckmäßiger, neben der Beschreibung der vorrevolutionären Bücher und Periodika eine Auflistung der sowjetischen Arbeiten von Historikern, Kritikern und Memoirenschreibern zu geben, die dem Studium der vorrevolutionären Kinematographie gewidmet sind. Die Anzahl solcher Arbeiten, bei all ihrer Ungleichwertigkeit, erwies sich als recht bedeutend und einige von diesen Arbeiten, die bei ihrem Erscheinen von der Kritik nicht bemerkt oder unterschätzt wurden, können aussichtsreich für weitere Arbeiten zum Studium der vorrevolutionären Kinematographie genutzt werden.

Zudem ist zu erwähnen, dass das breitgefächerte bibliographische Material, in den Kommentaren aller Teile des vorliegenden Buches, ebenfalls einen wertvollen Beitrag zu diesem Kapitel darstellt.

 

1Der russische Text erschien 2001. Derjabin, Aleksandr : Bibliografija otdel’nych i periodičeskich izdanij dorevoljucionnoj kinematografii. In: Kinovedčesie zapiski 51 (2001), 302. Übersetzung für die vorliegende Edition Anke Hennig.

2A.d.Ü. GACHN - Staatliche Akademie für Kunstwissenschaften

3A.d.Ü. VGIK – Staatliches Allunionsinstitut für Kinematographie